Glossar Genetik / Thema
engl.: gene tracking; das Nachverfolgen der Vererbung (Segregation) von Chromosomenabschnitten innerhalb eines Stammbaums mit Hilfe polymorpher Marker; wird verwendet, um einer pathogenen Mutation nachzuspüren, wenn es aus irgendeinem Grunde nicht möglich ist, diese durch Sequenzierung direkt nachzuweisen.
Die Segregationsanalyse hat zum Ziel den Vererbungsmodus eines Phänotyps und damit des darunterliegenden Genotyps festzustellen. Dazu braucht es ein möglichst vollständiges Familienmaterial, in welchem von möglichst vielen Mitgliedern der Phänotyp bekannt ist. Ein unvollständiges Familienmaterial, in welchem die verwandtschaftlichen Beziehungen ungenügend abgeklärt sind, Mitglieder fehlen oder nur bestimmte Phänotypen miteinbezogen sind, erschwert oder verunmöglicht eine korrekte und zuverlässige Segregationsanalyse. Der Erhebung der Phänotypen kommt eine zentrale Bedeutung zu. Fehlklassierungen von Phänotypen können eine Segregationsanalyse zum Scheitern bringen. Für Fehlklassierungen können Phänokopien verantwortlich sein, aber wahrscheinlich häufiger schlecht definierte Merkmale oder oberflächliche Diagnosen.
Als Segregation wird in der Genetik gemäß der 2. Mendelschen Vererbungsregel (Spaltungsregel) die Aufspaltung von Erbanlagen mütterlicher und väterlicher Herkunft bezeichnet. Diese erfolgt in der Regel durch eine zufällige Verteilung homologer Chromosomen bei der Meiose. Es gibt aber auch Fälle, in denen die Segregation nicht dem Zufall folgt und daher die 2. Mendelsche Regel verletzt wird (Meiotic Drive, nicht-zufällige Segregation von Chromosomen). Die Segregation führt dazu, dass bei der geschlechtlichen Fortpflanzung die Gameten (Geschlechtszellen) eines Lebewesens genetisch verschieden ausgestattet sind, und folglich auch die Nachkommen.
Neben diesem ursprünglichen Wortgebrauch, der sich auf zunächst nicht materiell gedachte Erbanlagen bezieht, wird in abgeleiteter Weise auch die Trennung der homologen Chromosomen, also der materiellen Träger, bei der Meiose als Segregation bezeichnet.
Des Weiteren bezeichnet Segregation auch die Aufteilung von Plasmiden bei der Teilung prokarytischer Zellen.
Unter somatischer Segregation wird eine irreguläre Verteilung von Chromosomen bei gestörten Mitosen verstanden.
Bei eindeutiger Klinik (Gen-Phänotyp Korrelation) ist die gezielte Untersuchung eines einzelnen Gens zielführend. Auch die Segregation einzelner Veränderungen – egal ob Sequenz-Varianten oder chromosomaler Zugewinne oder Verluste (CNVs/ Copy Number Variations) – können bei der Interpretation der Krankheitsrelevanz oder zur Beurteilung eines Wiederholungswahrscheinlichkeit in der Familie helfen.
Bei Segregations-Analysen familiärer Varianten, für deren Index im Haus noch keine Probe vorliegt, ist eine Probe des Index als Positivkontrolle wichtig.
Permanenter Link Segregationsanalyse - Änderungsdatum 2023-01-03 - Erstellungsdatum 2022-01-01