Glossar Handball / Thema
Die Schnelle Mitte bezeichnet einen schnell ausgeführten Anwurf nach einem Torerfolg der gegnerischen Mannschaft. Der Ball wird vom Torwart möglichst schnell zur Mittellinie geworfen, damit der Anwurf ausgeführt werden kann. Dabei wird versucht, im günstigsten Fall die gegnerische Mannschaft in der Rückwärtsbewegung zu überlaufen oder einen Vorteil gegen eine nicht formierte Abwehr zu erhalten.
Aus dem Fußball kennt man es, dass nach einem Tor – und einer ausführlichen Jubelchoreographie – beide Mannschaften in ihre Spielhälfte zurückkehren und die Partie wieder geordnet angepfiffen wird. Beim Handball hat man diese Regel vor zehn Jahren modifiziert: Nach einem Tor kann das Spiel vom Mittelkreis direkt angepfiffen werden, ohne dass sämtliche Gegenspieler wieder in ihre Hälfte zurückgelaufen sind. Dazu wirft der Torwart den Ball schnell zu einem Feldspieler im Mittelkreis, das Spiel wird dann mit dem Anpfiff des Schiedsrichters fortgesetzt.
Ziel dieser Regel war es, den Handball schneller und attraktiver zu machen. Durch eine schnelle Mitte eröffnet sich die Möglichkeit, nur Sekunden nach einem Gegentor einen Angriff zu starten und dabei auf eine nicht formierte Abwehr zu treffen, die noch nicht komplett zurückgelaufen ist, oder auch gerade Spielerwechsel vorgenommen hat. Eigene Spieler dürfen bei einer schnellen Mitte allerdings nicht in der gegnerischen Hälfte sein. Die vorsätzliche Behinderung einer schnellen Mitte zieht übrigens eine Zeitstrafe nach sich.
Die Schnelle Mitte ist ein offizieller Ausdruck aus dem Handballspiel. Sie bezeichnet einen Spielzug, der nach einem erfolgreichen Torwurf des Gegners durch einen schnell ausgeführten Anwurf auf den sofortigen eigenen Torerfolg abzielt. Die Entstehung der Schnellen Mitte wurde maßgeblich durch eine Regeländerung im Jahr 1997 aber vor allem durch ihre Erweiterung im Jahr 2001 beeinflusst. In der Bundesliga nutzte der THW Kiel in der Saison 2001/2002 diese Neuerung bereits erfolgreich. Ihren taktischen Durchbruch erlebte die Schnelle Mitte allerdings durch den Meistertitel des TBV Lemgo im Jahr 2003. Lemgos Erfolg beruhte auf dem unter Trainer Volker Mudrow eingeführten konsequenten Ausnutzen der Schnellen Mitte während der Saison 2002/2003. In den Folgejahren wurde das Konzept von nahezu allen Spitzenmannschaften der Handball-Bundesliga übernommen.
Im Regelwerk vom 1. August 1997 wird der Anwurf durch Regel 10 wie folgt beschrieben:
2001 wurde Regel 10:3 dann nochmals überarbeitet:
In den Erläuterungen heißt es dazu:
"Als Leitsatz für die Auslegung von Regel 10:3 sollten die Schiedsrichter das Ziel berücksichtigen, die Mannschaften zur schnellen Ausführung des Anwurfs zu ermutigen. Dies bedeutet, dass die Schiedsrichter nicht übertrieben genau sein sollten und nicht nach Möglichkeiten suchen sollten, eine Mannschaft, die eine schnelle Wurfausführung versucht, zurückzupfeifen oder zu bestrafen. [...] Der Feldschiedsrichter sollte bereit sein, umgehend zu pfeifen, wenn der Werfer die korrekte Position erreicht [...]. Die Schiedsrichter müssen zudem berücksichtigen, dass die Mitspieler des Werfers die Mittellinie überqueren dürfen, sobald der Pfiff erfolgt ist. (Dies ist eine Ausnahme von der Grundregel bei der Ausführung von formellen Würfen.)"
Die Regeländerung von 2001 ermöglichte das Angriffsspiel nach einem Gegentor bereits mit hohem Tempo der beim Anpfiff vorstoßenden Spieler zu eröffnen. Zum einen sorgte die Einführung einer Toleranz beim Anwurfort dafür, das Zusammenspiel von Torwart und Anwurfausführenden zu beschleunigen. Zum anderen wurde das Stehen auf der Mittellinie durch das bloße Berühren selbiger ersetzt, was eine fließende Angriffsbewegung für den Ausführenden ermöglichte. Zusätzlich ist die Schnelle Mitte gegen Stören durch Blocken oder Abfangen geschützt. Das Stören des Anwurfs hat eine Zeitstrafe zur Folge.
Permanenter Link Schnelle Mitte - Änderungsdatum 2023-01-15 - Erstellungsdatum 2020-04-19